by pete
Wer Lenas Auftritt beim Reeperbahn-Festival in Schmidts Tivoli gesehen hat, wird erfreut festgestellt haben, dass sich in ihrem Repertoire neuerdings ein Song befindet, bei dem sie ihr ganzes Temperament ungezügelt rauslassen und Bühne wie Publikum in Brand setzen kann. Das Lied heißt Mr. Arrow Key; es ist musikalisch ein munterer Boom-Chicka-Boom-Countrysong in der Tradition des frühen Johnny Cash und kann live je nach Stimmung von fröhlichem Fußwippen bis zu enthemmtem Pogo ausgereizt werden; von daher darf man auf die kommende Tournee durch die Frage, welches Publikum sich wohl so einfinden wird, doppelt gespannt sein.
Aber auch inhaltlich hat der Song erheblichen Reiz. Er erzählt von der ungeheuren Ochsentour, die über eine im ländlichen Ost-Hannover aufgewachsene Neunzehnjährige hereinbrach, nachdem sie nicht mal vier Monate nach ihrem ersten wirklich öffentlichen Auftritt überhaupt zum Kristallisationspunkt für die Sehnsüchte von Abermillionen sowie zum „hysterisch berühmtesten Menschen des Landes“ (Sarah Kuttner) geworden war. „Mister, can you help me? I’m lost here; (it) feels like I am getting nowhere” singt sie, und: “I do need someone to guide me” – nämlich den “Titelhelden” des Stücks, Mr. Arrow Key himself, dem sie dann im Refrain eine mitreißende, rasende Suada vorträgt:
My feet are really hurting and my back is aching
God, my body’s totally weary and my legs are shaking
I’ve been searching for someone to get a destiny,
But I can’t find the Arrow Key
Been climbing up the walls, but I am falling down
I’ve been running through the streets, but I still haven’t found
I’m looking for I’m searching for it desperately
But I can’t find the Arrow Key
Mit dieser Thematik schließt Lena übrigens an At All, den Aloe-Blacc-Song von ihrem zweiten Album Good News, an, der das Gefühl der Überlastung durch einen Tsunami aus öffentlicher und veröffentlichter Meinung über sie zum Ausdruck brachte. Aber die „little flame that needs protection“ hat gemeinsam mit ihrer kreativen Mitstreiterin Miss Li eine neue Ausdrucksform gefunden: eine Art fröhlich-kämpferischen Trotz, der die Grundstimmung von Mr. Arrow Key ausmacht. In seiner Gesamtheit ergibt das alles einen großartigen Song, den die beiden geschaffen haben, und Lenas Stimme, der ja schon Slayer-Schlagzeuger Dave Lombardo Charakter und Biss attestiert hatte, verleiht ihm die richtige Würze und den nötigen Drive, damit er im Stardust-Ensemble verdientermaßen hervorragen kann. Darum ist Mr. Arrow Key mein persönlicher Favorit von Lenas neuem Album, und die Aussicht, Lena ihn live performen zu sehen, steigert meine Vorfreude auf die Tournee ganz beträchtlich.
Morgen: Pink Elephant
