Bereits die ersten freudig-fiebrigen Klaviertakte kündigen an, dass das ein großer Spaß wird, Lenas Einstieg I was going haywire, feeling out of tune folgt unmittelbar und treibt die Neugierde weiter an, die Strophe greift, ja begeistert – aber dann der Refrain: Völlig unvermittelt gerät man in eine selig machende Studioschlacht, in der die Instrumente, die in einem erbitterten Wettstreit zu stehen scheinen, aus allen Himmelsrichtungen über einen herfallen.
Das ist Klangteppich satt, so muss eine Vollgasnummer aus den Lautsprechermembranen schwappen! Eine perfekt inszenierte multiple Sound- und Schallorgie, für die Swen Meyer und allen Beteiligten mein ewiger Dank gewiss ist. Extra Lorbeeren gehen an den Mittelteil: Wie Lena dort mit Unterstützung von Arne Straubes jaulender Orgel den bisher rauesten Gesangspart ihrer Laufbahn hinlegt, dann dem galoppierenden Bass kurz den Vortritt überlässt, um schließlich mit einem sinnlich-betörenden See bliss bliss bliss when you’re gonna see, every heartbeat baby gets to me, I see you das Feld zu ebnen, damit die komplette Kapelle wieder in die Stratosphäre starten kann – das ist großes Kino!
Worum geht es inhaltlich? Das lyrische Ich ist extrem auf Achse, inkl. Drinks und allem, was dazugehört. Es erzählt, dass es auf diese Weise Trost findet: You see fire gets me soothing, und glaubt selbst nicht daran: A dance so lonely, dark, untrue … rough day, I’m tired, I’m shaking … in the dirt. Das Leben auf der Überholspur soll von irgendetwas ablenken, doch es gelingt nicht, die Backgroundvocals stimmen ein: When will love be soothing. Das Karussell aus dem Refrain: Your every little heartbeat baby gets to me, wherever in the world my carousel is spinning möchte wahrscheinlich nur noch eines: um die Liebe seines Lebens kreisen. Was bei Bliss Bliss mitfiebern lässt und das erzählende Ich so einnehmend macht, ist diese turbulente Mischung aus Herzrasen, Sehnsucht und Promille-Kater, gepaart mit einem Schuss Selbstironie: I bought myself a halo, I use it when I chose …
Bliss Bliss mit seinem fegenden Refrain wünscht man eine Verwendung als Filmsoundtrack. Für eine langsame Romanze nicht geeignet, aber für eine rasante Actionkomödie wie geschaffen. Wenn Lena loslegt, Felix Weigt seinen Bass nicht mehr einfangen kann und Marcus Schneider sich am Glockenspiel schwindelig spielt, denkt man auch an Screwball-Comedys. Schade, dass Billy Wilder nicht mehr lebt.
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