Die Liebe hat es schwer in dieser Zeit. Sie wird zwischen ihr fremden und feindlichen Interessen herumgeschubst, bis sie den Menschen, die ihrer so dringend bedürfen, verloren geht. Das macht Angst, und wer Angst hat, braucht Ermutigung und Trost.
Ermutigung, Trost und die mit ihnen verbundene Sehnsucht sind so elementare und unmittelbare Gefühlszustände, dass Kunst und Musik ihnen nur in den seltensten Fällen gerecht werden können; versagen diese, so spotten sie jener. „Goosebumps“, ein Lied aus der Feder Lenas und Miss Lis, evoziert und zelebriert diese Gefühle in beeindruckender Weise. Das ist, mehr noch als der Komposition und dem Text, Lenas Stimme und ihrem Gesang zu verdanken.
Der Text ist bewusst schlicht und repetitiv gehalten. Die Sängerin, die den fernen Geliebten selbst als Liebende anspricht, weiß nicht, wann sie einander wiedersehen werden, aber dies weiß sie: „we’ll meet again“. Das ganze Lied ist durch den außerordentlich gefühlvollen, aber in keiner Weise kitschigen Gesangsvortrag eine so zärtliche Liebeserklärung an den fernen Liebsten, dass man als Hörer fast unweigerlich sich darin verstrickt sieht; Distanz lässt es kaum zu.
Es gibt Liebeslieder, die sind blöd, und es gibt welche, die sind schön. Und dann sind da die ganz wenigen, die uns tief berühren. „Goosebumps“ ist ganz Gefühl, Sehnsucht und ebenso schlichte wie große Schönheit, aber bei aller Schlichtheit steigert es sich insbesondere durch einen wohlgesetzten Tonartwechsel zum Schluss in eine Intensität, die schmerzt. Lena singt dieses Lied in einer Weise, dass man sich hüten möge, es unbedacht zu konsumieren; urplötzlich packt es einen da, wo man am schutzlosesten ist, drückt einem das Herz aus, und man verliert die Fassung wie den Boden, auf dem man steht. Es kann durchaus passieren, dass man nicht mehr derselbe ist wie vorher, nachdem man es gehört hat.
Das war die letzte Folge von Covering Stardust. Danke, Lena, für dieses großartige Album. Es war uns ein Fest, es zu besprechen.
