Ein Studiobericht von Ulli
Es war 20:06 Uhr. Stefan kam auf die Bühne und wärmte sich sogleich mit den Heavytones ein wenig auf – Thomas D erschien ebenfalls kurz darauf. Ein paar Worte von Beiden zur Sendung folgten und schon entschwanden sie wieder. Nachdem Steven Gätjen und Sandra Ries das Viertelfinale – die erste Show von zweien im Ersten – eröffnet hatten, kamen die Juroren, die noch mal erklärten worum es überhaupt in dieser Sendung geht. Denn diesmal galt es eine etwas andere Zielgruppe wie bei ProSieben in den 5 Shows zuvor zufriedenzustellen. Mit längeren Einspielfilmen wurden die 5 Kandidaten vorgestellt; wenig später stellten sie auf der Bühne persönlich ihre jeweils 2 Songs für diese Sendung vor.
Katja eröffnete mit einem Song von Michelle Branch den sie sehr überzeugend, sich selbst begleitend, auf der Gitarre vortrug. Mittendrin, ein wenig vom ersten Auftritt des Abends geflasht, sah man eine deutsche Rickie Lee Jones auf der Bühne stehen, die durch ihre Art des Singens das Publikum sofort erreichte. Katja bekam wie schon in der letzten Woche für ihren tollen Einstand fast den längsten Applaus des Abends. Im Studio klang der Song bedeutend besser als im TV.
Mit „Stay“, ihrem zweiten Song, kam Katja ohne Gitarre auf die Bühne und konnte ebenfalls sofort bei Jury und Publikum punkten. Dass es am Ende für sie nicht reichen sollte war unglücklich und hatte nichts mit dieser tollen zweifachen Performance zu tun.
Wenn einer nach Show 2 oder 3 gesagt hätte, von Ornella käme noch so viel Gutes und Schönes, viele hätten es nicht für möglich gehalten. Die teilweise extrem hohe Tonlage, welche Ornella in den ersten Shows zeigte, konnte nicht jeden auf Anhieb überzeugen. Doch in dieser Show war alles anders, diesmal war es ihr Abend.
„I‘ll be there“ trug sie diesmal sehr souverän und routiniert vor. Auch ohne riesen Choreografie und Bühnenpräsenz war man direkt eingenommen und verliebt in diesen Song von den Jackson Five.
Bei Ornellas zweitem Song passierte etwas Unglaubliches im Studio; schon nach wenigen Sekunden war das Publikum völlig weggetreten, ja perplex, wie einnehmend und berührend sie den Song rüberbrachte.
Man hatte fast den Wunsch, es solle gar nicht mehr aufhören. Ruhige und gefühlvolle Balladen sind Ornellas Ding. Sie blüht dabei mit einer traumhaften Gesangs-Performance auf, die viele Menschen erreicht – ebenso die Zuschauer vor dem Fernseher, was es beim Eurovision Song Contest zu meistern gilt. Seit Beginn des diesjährigen Vorentscheids sieht man bei Ornella eine Steigerung. Der leichte Nachhall im Ton, kombiniert mit der exzellenten Abmischung bei „Love the way you lie“ im Studio, sorgte für einen tollen Sound und das Highlight des Abends. Zwischen Studioton und TV -Ton liegen geradezu Welten.
Shelly hingegen konnte nicht so sehr begeistern wie am vergangenen Montag. In ihrem ersten Song war sie zu sehr in sich versunken und hatte einige Töne unsauber getroffen. Ihre für sie typischen Bewegungen und ihre Stimme sind toll; man hat aber das Gefühl, dies schon einmal gesehen zu haben – ihre Entwicklung stagniert schon fast ein wenig. Der zweiter Song überzeugte die Jury, aber für ein stressfreieres Weiterkommen in dieser Runde hätte sie vielleicht an etwas stilistisch völlig anderem versuchen sollen. Wir werden sehen, was es in der kommenden Sendung sein wird.
Yana lief direkt mit ihrem ersten Song zur Hochform auf und rockte die Bühne – allerdings nur gesanglich. Wie immer sehr laut und dominant. Teilweise machte es aber den Anschein, als würden ihr die Bandkollegen als Rückenstärkung fehlen.
Ihr zweiter Song berührte im Studio tatsächlich die anwesenden Besucher. Nachträglich nochmals im Fernsehen gesehen muss man aber wieder sagen, dass es live vor Ort völlig anders klingt als zu Hause. Ein Studioerlebnis ist seine Zeit wert.
Roman, der wieder einmal Publikumsliebling im Studio war, überzeugte mit „You give me something“ nicht ganz so souverän wie noch am Montag. Das „fast gleich auf“ mit Platz 2 lässt langsam erahnen, dass seine Leistungen stagnieren und die Zuschauer das auch merken.
Einen berühren oder einnehmen konnte diesmal weder dieses Lied, noch seine Eigenkomposition. Diese hört sich zwar schön, scheint aber nicht auf einen Einzelkünstler zu passen.
Am kommenden Montag verlassen wieder zwei Künstler die Bühne, ohne auf diese wiederzukehren. Wir bleiben gespannt, wen es diesmal erwischen wird. Aufgrund der geringen Unterschiede in den Prozentpunkten wird es wohl wieder eine Zitterpartie werden.
Montag, 20:15 Uhr, Live auf ProSieben